Ach wir Poeten Während wir feinsinnig reimen und dichten bemüht exzeptionelle Gedanken zu lichten uns ergeben im Wörterpfuhl wälzen und suhlen unser Stilgefühl steigern kultivieren und schulen Wie Schöngeister halt und auch Phantasten die Metrik von Versen erfühlen ertasten um Wohlklang unserer Reime ringen bis munter die Worte singen und springen Ästhetisch besessen und auch galant bisweilen betont arrogant larmoyant entfalten wir pure Innerlichkeit zu der nur ein Schöngeist imstand und bereit Wollen sprachlich Vollendung erringen eitel den Olymp der Dichtkunst erklimmen Im Mühen um Ansehen Würden und Weihen wir Worten mächtige Flügel verleihen Wollen klug und weise Fragen durchdringen mit Sprache die Pein dieser Welt niederringen im Guten und Schönen uns wohl und erhaben genüsslich dran freuen drin baden und laben Während wir also sitzen und schreiben gedanklich im Tiefsinn versunken verweilen verschwurbelt die Sprache und oft nicht zu fassen hier und da auch für uns geschweige die Massen Derweilen im warmen Sonnenschein draußen vorm stillen Kämmerlein der Alltag mit all seinen Mühen und Plagen und Menschen ringsum die nichts dazu sagen Aber nein auch wenn es sich manchmal so anhören mag Wir Poeten tragen ganz sicher nicht die Last der Weltalleine auf unseren Schultern Man rettet gern aus trüber Gegenwart sich in das heitere Gebiet der Kunst und für die Kränkungen der Wirklich keit sucht man sich Heilung in des Dichters Träumen Ludwig Uhland 1787 1862

Vorschau Kein schöner Land Seite 12
Hinweis: Dies ist eine maschinenlesbare No-Flash Ansicht.
Klicken Sie hier um zur Online-Version zu gelangen.